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Redaktion

Annette Kesselhut: Von der Finanzwelt zur Kulturarbeit und ins soziale Engagement im SoVD Nienhagen

Liebe Annette, es freut mich sehr, dass du dir die Zeit für unser Gespräch nimmst. Bevor du in die Samtgemeinde Wathlingen gekommen bist und hier im Vorstand des SoVD Nienhagen aktiv wurdest, hast du bereits wertvolle Erfahrungen in der Kulturarbeit gesammelt, insbesondere durch die Leitung einer Kulturinitiative. Diese Erfahrung prägt sicherlich auch deine heutige Arbeit. Lass uns darüber und über deinen vielseitigen Lebenslauf sprechen.

Du hast einen sehr vielfältigen Lebenslauf, der dich durch verschiedene spannende Stationen geführt hat. Was waren für dich die prägenden Erfahrungen, und wie bist du letztlich in die Samtgemeinde Wathlingen und zum SoVD Nienhagen gekommen?

Ich bin in Hannover geboren und aufgewachsen, habe dort Abitur gemacht und meine Ausbildung zur Bankkauffrau bei der Dresdner Bank ebenfalls in Hannover abgeschlossen.



In der Bank habe ich verschiedene Stationen durchlaufen und bin am Ende beim Wertpapiergeschäft gelandet, wo ich über 20 Jahre als Vermögensberaterin tätig war. Diese Zeit war sehr spannend und abwechslungsreich, doch die Weltfinanzmarktkrise 2008 hat mich emotional stark belastet, was schließlich dazu führte, dass ich meinen Job nicht mehr mit ruhigem Gewissen ausüben konnte. Ende 2015 habe ich die Commerzbank nach 37 Jahren verlassen.



Neben meiner beruflichen Laufbahn haben mein Mann und ich uns ehrenamtlich in der Deutsch-Sowjetischen Gesellschaft engagiert, was uns viele wertvolle Begegnungen und Reisen in die damalige Sowjetunion ermöglichte. Anfang der 80er Jahre zogen wir nach Rehburg-Loccum, da mein Mann dort eine Stelle als Jugendpfleger annahm. Nach mehreren Umzügen und familiären Herausforderungen, insbesondere durch die Pflege unserer Angehörigen, sind wir schließlich nach Papenhorst gezogen, wo wir das Haus der Tante meines Mannes umbauten.

Nach unserem Umzug wurde ich für verschiedene Ehrenämter angefragt, unter anderem für die Kassenführung im Förderverein Sinnesgarten und später auch für den SoVD Ortsverband. So bin ich schließlich zum SoVD gekommen, den ich vorher gar nicht kannte.


Bevor du in die Samtgemeinde Wathlingen gezogen bist, hast du eine Kulturinitiative an einem anderen Ort geleitet. Wo genau war das, und welche besonderen Herausforderungen und Erfolge hast du in dieser Zeit erlebt?

Ich war fast 30 Jahre im Vorstand des KulTour-Vereins Rehburg-Loccum tätig. Der Verein wurde gegründet, weil die Stadt nicht genug Personal für eigene Kulturveranstaltungen hatte.


Ich habe zunächst Pressearbeit gemacht und später auch als 2. und kurzzeitig als 1. Vorsitzende fungiert. Fast 20 Jahre lang habe ich Veranstaltungen geplant und durchgeführt, von Kleinkunst über Konzerte und Lesungen bis hin zu Theateraufführungen. Besonders herausfordernd war die Bürokratie, wie etwa GEMA, Künstlersozialkasse und verschiedene Genehmigungen, die beachtet werden mussten.


Eine besondere Herausforderung war das jährliche Open-Air-Konzert, das wir an verschiedenen Orten veranstalteten. Die Organisation war umfangreich und erforderte viel Einsatz, aber es war immer ein Erfolg, wenn die Besucher begeistert nach Hause gingen. Besonders stolz bin ich auf Veranstaltungen wie das Open-Air-Konzert mit den Silver Beatles und die "Lange Nacht der Poesie".

Seit einiger Zeit bist du im Vorstand des SoVD Nienhagen aktiv. Welche zentralen Anliegen verfolgt ihr, und welche Projekte oder Veranstaltungen liegen dir besonders am Herzen?

Im SoVD Ortsverband Nienhagen sind wir Ansprechpartner für die Mitglieder vor Ort. Unser Ziel ist es, mehr Miteinander zu fördern und Einsamkeit zu verhindern. Wir bieten zahlreiche Aktivitäten und Fahrten an, um den Menschen in der Region ein Gemeinschaftsgefühl zu vermitteln. Besonders am Herzen liegt mir keine spezielle Veranstaltung, aber ich bin stolz auf unsere Info-Nachmittage, die Geselliges mit Informativem verbinden. Außerdem organisiert der SoVD das monatliche Frauenfrühstück. Mittlerweile nehmen über 30 Frauen regelmäßig daran teil.


Ein weiteres wichtiges Projekt ist unser Stammtisch für pflegende Angehörige, der einmal im Monat stattfindet. Hier können sich Betroffene austauschen und gegenseitig unterstützen. Unsere Bastelnachmittage sind ebenfalls ein Highlight, bei denen Kreativität und Gemeinschaft im Vordergrund stehen. Außerdem organisieren wir Ferienprojekte für Kinder und Jugendliche sowie die Herzkissen-Aktion, bei der wir jedes Jahr Hunderte von Kissen für Brustkrebspatientinnen nähen.

Wie hast du die Veränderungen im sozialen Engagement in den letzten Jahren wahrgenommen, und welche Entwicklungen betrachtest du besonders aufmerksam?


Es wird immer schwieriger, Menschen für ehrenamtliches Engagement zu gewinnen. Viele wollen sich nicht langfristig binden und sind eher bereit, kurzfristig zu helfen. Auch das Engagement jüngerer Menschen fehlt oft, da sie erst einmal eigene Interessen verfolgen möchten. Gleichzeitig beobachte ich, dass finanzielle Unterstützung manchmal leichter zu erhalten ist als die Bereitschaft, persönliche Zeit zu investieren.

Trotzdem haben wir im Ortsverband eine engagierte Gruppe, die gut zusammenarbeitet und viel Spaß an ihrer Arbeit hat. Es ist wichtig, dass man erkennt, dass ehrenamtliches Engagement nicht nur Arbeit bedeutet, sondern auch viel zurückgibt.

Kultur und soziales Engagement scheinen auf den ersten Blick unterschiedliche Bereiche zu sein. Wo siehst du die Verbindungen, und wie beeinflussen sich diese beiden Tätigkeitsfelder in deinem Leben gegenseitig?

Die Bereiche Kultur und soziales Engagement sind gar nicht so unterschiedlich, wie es auf den ersten Blick scheint. In beiden Bereichen geht es darum, Menschen zusammenzubringen und gemeinsam etwas zu gestalten. Man kann viel aus beiden Bereichen zusammenführen. Kultur bietet die Gelegenheit, sich mit Schönem zu befassen, und das kann gut in unsere sozialen Veranstaltungen einfließen, etwa durch gemeinsames Singen oder kulturelle Aufführungen.

Wenn man die Arbeit hinter kulturellen und sozialen Projekten kennt, lernt man, diese besser wertzuschätzen. Man weiß, wie viel Einsatz dahintersteckt, und das beeinflusst auch, wie man selbst Projekte angeht.

Welche neuen Projekte oder Veranstaltungen sind für die nächste Zeit im SoVD Nienhagen geplant, auf die sich die Menschen in unserer Region freuen können?

Wir haben eine ganze Menge geplant! Am 8. September 2024 findet das "Fest für alle" im Rathauspark und Hagensaal statt, das wir gemeinsam mit NI-KU organisieren. Es wird ein vielfältiges Programm geben, und wir vom SoVD Nienhagen werden eine Kaffeestube mit leckeren Kuchen betreiben. Es ist eine große Herausforderung, aber wir freuen uns sehr darauf.

In den Herbstferien wird es wieder ein Kreativprojekt für Kinder und Jugendliche geben, bei dem diesmal genäht wird. Außerdem planen wir zwei Informationsabende zum Thema Vorsorge und Organspende in Zusammenarbeit mit dem Seniorenbeirat der Gemeinde Nienhagen.

Unsere regelmäßigen Veranstaltungen wie die Info-Nachmittage, Frauenfrühstücke und Bastelnachmittage laufen natürlich auch weiter. Im November haben wir zwei Tagesfahrten geplant, und im Dezember steht eine Reise zu den Weihnachtsmärkten in Weimar und Erfurt an. Und nicht zu vergessen: unsere Weihnachtsfeier mit einem tollen Programm und Kuchenbuffet. Alle Veranstaltungen sind nicht nur für Mitglieder, sondern auch Gäste sind immer herzlich willkommen.

Zum Abschluss eine persönliche Frage: Hast du einen Lieblingsplatz oder Lieblingsort in der Samtgemeinde Wathlingen oder in Nienhagen, an dem du besonders gerne Zeit verbringst?

Mein Lieblingsort ist der Bereich der Papenhorster Straße, wo unser Zuhause ist. Wir haben eine großartige Nachbarschaft aus Jung und Alt, aus der sich enge Freundschaften entwickelt haben. Wir helfen uns gegenseitig, achten aufeinander und feiern auch gemeinsam. Bei einer Feier hat mal jemand gesagt, eigentlich könnten wir gleich ein Straßenfest veranstalten.

Vielen Dank, Annette, für das offene und inspirierende Gespräch. Es ist beeindruckend zu sehen, wie du deine vielfältigen Erfahrungen aus der Kulturarbeit nun in deine Arbeit im SoVD einbringst.

Wir freuen uns auf all die tollen Projekte, die du noch umsetzen wirst. 

Alexander Hass für SaWa 

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