top of page
Redaktion

Im Takt der Gemeinschaft: Christian Höhlein über Musik, Visionen und den Erfolg des Musikvereins Nienhagen



Herzlich willkommen zum SaWa Interview der Woche! Heute haben wir wieder einen ganz besonderen Gast bei uns: Christian Höhlein vom „Musikverein Nienhagen e.V.“.

Wir werden einen Blick hinter die Kulissen des Vereins werfen und mehr über Christians persönlichen Werdegang sowie seine Visionen und Wünsche erfahren. Christian, schön, dass du heute bei uns bist!

Christian, erzähl uns doch zunächst etwas über dich persönlich. Wie sieht dein Lebenslauf aus und wie bist du zum Musikverein Nienhagen gekommen?

Ich lebe seit etwa 8 Jahren mit meiner Frau Kirsten und unseren 5 Kindern in Nienhagen. Aufgewachsen bin ich in einem Dorf nahe Osnabrück. Dort lernte ich früh mein erstes Instrument zu spielen und war bald als Klarinettist im Blasorchester des Dorfes und als Sänger im Chor der Kirchengemeinde aktiver Teil eines lebendigen musikalischen Dorflebens. In meiner Kindheit gab es in dem Dorf mit damals nicht einmal 2000 Einwohnern 7 Chöre und ein Orchester. Von dort führte mich mein Weg über das Konservatorium Osnabrück und das Landesjugendblasorchester Niedersachsen, wo ich auch Kirsten kennenlernte, an die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.

Zum Musikverein Nienhagen e.V. kam ich ganz einfach durch die Gründung desselben.

Nachdem 2019 die CJD Musikschule Celle leider ihre Tore schließen musste hatte meine Frau schnell die Idee, einen Musikverein mit einem Sinfonischen Blasorchester im Zentrum zu Gründen. Nach Gesprächen mit Jörg Makel und einer ersten Informationsveranstaltung haben wir im September 2019 mit 7 Mitgliedern den Verein gegründet und erste Projekte angeschoben.

Was machst Du in deiner Freizeit, wenn Du keine Musik machst

Das ist eine gute Frage. Musik ist ein so zentraler Bestandteil meines Lebens, dass ich selten einmal nicht mit Musik beschäftigt bin. Ich habe Notenlesen gelernt, bevor ich Bücher lesen konnte. Unsere große Familie hält mich natürlich auf Trab. Es ist ein Geschenk, 5 Kinder beim Aufwachsen begleiten zu dürfen. Das genieße ich sehr, auch wenn das natürlich auch viel Arbeit bedeutet.

Freie Zeit verbringe ich gerne mit meiner Familie und Freunden, lese ein gutes Buch oder fahre Rad. Allein mit Zelt und Rad durch die Südheide beispielsweise war eine schöne Erfahrung in diesem Sommer. Seit meiner Jugend spiele ich auch leidenschaftlich gern Basketball.

Glücklicherweise gibt es hier eine kleine aber umso nettere Gruppe von Menschen, die sich dienstags abends zwischen den Körben tummeln.

Kannst du uns mehr darüber erzählen, was genau der Musikverein Nienhagen macht?


Wie schon gesagt, haben wir den Musikverein Nienhagen e.V. 2019 gegründet, als die CJD-Musikschule die Tore schloss. Dabei trieb uns vor allem der Gedanke, dass musikalische Bildung für die Kinder unserer Gemeinde weiterhin möglichst am Wohnort gegeben sein sollte. Schnell war das heutige Konzept geboren.

Unser Verein steht im Grunde auf zwei Säulen. Der Ausbildung am Instrument und der Orchesterarbeit. Die Arbeit im Orchester oder Ensemble steht dabei im Mittelpunkt, was uns von den Musikschulen unterscheidet. Ziel ist es, mit Freude gemeinsam Musik zu machen. Egal ob alt oder jung, mit oder ohne Migrationshintergrund oder mit oder ohne Beeinträchtigung. Niemand soll verloren gehen!

Wir haben derzeit 2 Orchester, ein noch ganz frisches Jugendorchester und ein Hauptorchester. Daneben arbeiten wir mit der sogenannten Bläserbande. Dort lernen Kinder ab der 3. Klasse im Orchester, der „Bläserbande“, ein Instrument.

Sie haben wöchentlich gemeinsam Probe, spielen aber eben unterschiedliche Blasinstrumente und Schlagwerk, sodass direkt ein gemeinsames Musikerlebnis entsteht. Nach einem Jahr werden die unterschiedlichen Instrumente, von der Querflöte über Klarinette und Trompete bis zu Tuba und Fagott, in den Instrumentalunterricht überführt, wo sie optimaler Weise weiterhin in 2er oder 3er Gruppen ihr Instrument lernen.

Daneben werden sie dann Teil des Jugendorchesters unter der Leitung von Kirsten Höhlein.

Ich leite das Hauptorchester, mit dem Ziel, ein großes Sinfonisches Blasorchester zu etablieren. Dazu später noch mehr. Derzeit beginnen wir uns einen Platz in der kulturellen Landschaft unserer Gemeinde zu erarbeiten.

Wir sind zu Gast in Schulen, spielen in unterschiedlichen Kirchengemeinden bei Festen wie Konfirmationen oder auch dem Volkstrauertag, den wir musikalisch mit unseren Blechbläsern mitgestalten dürfen. Man kann uns aber auch zum privaten Konzert in den Garten oder ähnliches einladen.

Wir kommen gerne!

Wie hat sich der Musikverein in den letzten Jahren entwickelt?

Bei unserer Gründung im September 2019 hatten wir 7 Mitglieder. Davon sind immer noch 4 im Verein aktiv. Aus der ersten musikalischen Früherziehungsgruppe sowie aus der ersten Bläserbande sind 3 Schüler noch immer im Verein aktiv. Eine Schülerin hat damals als 3-Jährige in der ersten musikalischen Früherziehungsgruppe begonnen, später Blockflöte zu spielen gelernt und ist jetzt mit der Querflöte ein fester Bestandteil unseres Jugendorchesters. Wir hoffen, dass sie uns mindestens bis zu ihrem Schulabschluss erhalten bleibt und ihr noch viele andere Schüler nachfolgen.

Corona war eine große Herausforderung, die wir aber angenommen haben. Wir haben in dieser Zeit ständig neue Unterrichtskonzepte entworfen, die den aktuellen Richtlinien entsprachen. Wir hatten Glück, auf dem Gelände des Jugendzentrums als Gast viele Freiheiten zu genießen. So haben wir kurzerhand den gesamten Unterricht unter den freien Himmel verlegt und weitergearbeitet. Mancher Hundespaziergänger hat uns kennengelernt, weil wir donnerstags abends dort auch draußen geprobt haben. So sind wir nicht, wie viele andere Vereine, in dieser Zeit geschrumpft, sondern gewachsen und haben unsere Mitgliederzahl nach Corona verfünffacht. Ich bin mir relativ sicher, dass das ein Alleinstellungsmerkmal in Niedersachsen ist und eben eine Erfolgsgeschichte trotz der widrigen Umstände.

Welche Ziele verfolgt der Musikverein Nienhagen in naher Zukunft?

Kurz habe ich es schon erwähnt. Niemand soll verloren gehen. Eines unserer wichtigsten Ziele für die Zukunft ist es den Menschen in unserer Gemeinde Zugang zu musikalischer Bildung zu ermöglichen. Es heißt nicht umsonst: „Wo man singt, da lass dich ruhig nieder“. Musik hat bindende Wirkung. In einer Gesellschaft, die sich immer stärker zu spalten scheint kann Musik Verbindungen schaffen. Jedes Mitglied eines Orchesters trägt zum Gelingen eines Musikstücks bei, wie jeder Mensch in der Gesellschaft an ihrem Wohl und Wehe Anteil hat. Daher sind wir bestrebt, alle Barrieren aus dem Weg zu räumen oder besser gar nicht erst entstehen zu lassen. Mit dem Jugendzentrum haben wir einen barrierefreien Unterrichts- und Probenort. Bei uns kann und darf jeder mitmachen. Wir versuchen für Jeden und Jede, mit und ohne Einschränkung das richtige Instrument und den richtigen Platz im Orchester zu finden. Ihr müsst nur wollen.

Mittelfristig haben wir das ehrgeizige Ziel, ein funktionierendes Sinfonisches Blasorchester zu stellen. In einem solchen Orchester sind sämtliche Holz- und Blechblasinstrumente, sowie Schlagwerk vertreten. Von der Piccoloflöte bis zum Fagott und von der Trompete bis zur Tuba. Viele Instrumente haben wir bereits in unseren Reihen und bilden wir auch aus. Der Weg dahin ist noch weit, aber wir sind uns sicher, dass wir dorthin kommen und in einigen Jahren vielleicht wieder mit dem fünffachen an Mitgliedern gut dastehen.


Wie sieht es mit dem Nachwuchs aus? Gibt es genügend junge Menschen, die Interesse an der Musik und dem Verein haben?

Diese Woche ging der Unterricht wieder los. 4 neue Schüler haben schon begonnen. Ab September wird wieder eine Bläserbande starten.

Da können sich Interessierte gerne bei uns melden.

Der Verein wächst und gedeiht. Mehr geht immer, aber wir sind wirklich zufrieden, mit dem was in den letzten 5 Jahren entstanden ist. Mittlerweile sind wir an 4 Tagen der Woche im Jugendzentrum zu Gast. Im Probenraum wird es immer gemütlicher. Aber wir finden immer noch für jeden Interessenten einen Platz.

Jeder ist willkommen, egal ob er oder sie ein Instrument neu lernen wollen oder ein Hobby aus der eigenen Schulzeit wieder aufnehmen wollen. Vielleicht gibt es auch Neueinwohner von Nienhagen, die ihr Instrument mitgebracht haben. Sprechen sie uns an, wir finden einen Platz für sie. Selbstverständlich auch aus den anderen Teilen der Samtgemeinde. Bei den Schülern haben wir sogar zurzeit eher mehr Schüler aus Adelheidsdorf und Wathlingen als aus Nienhagen.

Überhaupt, warum eigentlich junge Menschen, oben sprachen wir von Barrierefreiheit. Ein Instrument erlernen, dass geht auch als Erwachsener und auch noch nach der Rente!

Was wünschst du dir persönlich für die Zukunft des Musikvereins. Gibt es Herausforderungen?

Ich wünsche mir, dass wir unsere Ziele mit Zuversicht angehen und auch erreichen. Es wäre schön, wenn der Musikverein Nienhagen e.V. in einigen Jahren eine etablierte Größe im kulturellen Leben unserer Dörfer werden könnte. Herausforderungen gibt es immer. Wir sind weit davon entfernt, dass die Menschen von selbst zu uns kommen. Wir arbeiten ständig an neuen Ideen um die Menschen, die zu uns kommen könnten auch zu erreichen.

Schön wäre es, wenn wir vielen Menschen in der Gemeinde bei Konzerten, Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen nachwirkende musikalische Erlebnisse schenkendürften. Es ist für mich ein großes Glück, mit dem was ich am liebsten tue die Herzen der Zuhörer erreichen zu können. Das gilt für mich als einzelnen Musiker, wie auch für den Musikverein Nienhagen e.V.! Und wenn man einmal gesehen hat, wie ein kleines Kind strahlt, dass zum ersten mal auf „seinem“ Instrument gespielt hat, dann kann man nur jedem Kind wünschen, diese Erfahrung machen zu dürfen. Wir arbeiten daran!

Zum Abschluss: Was ist dein Lieblingsplatz in Nienhagen und in der Samtgemeinde?

Das ist wirklich eine schwierige Frage. Ich bin gerne in der Natur um unsere Dörfer herum unterwegs. Unterwegs-Sein ist ohnehin eine Lebensaufgabe.

Ich mag die chaotische Unruhe an dem Ort an dem ich wirken darf, im Jugendzentrum. Aber eigentlich mag ich immer den Ort am liebsten, wo ich mit Menschen zusammen sein kann, mit denen ich mich wohl fühle.

Also ist mein Lieblingsplatz wohl meine Familie!



Vielen Dank, Christian, für das aufschlussreiche Gespräch und deine Zeit.


Wir wünschen dir und dem Musikverein Nienhagen weiterhin viel Erfolg und freuen uns darauf, bald wieder von euch zu hören.


Bis zum nächsten Samstag  beim SaWa Interview der Woche! ihr / Euer Alexander Hass 



SaWa Reel:


bottom of page